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Olympiabücher: Sammel-Leidenschaft im Zeichen der fünf Ringe

Gunnar von der Geest sammelt Olympiabücher

Sie gehören wohl zu den publizistischen Werken, die in kaum einem Bücherschrank von Sportfans fehlen, aber nur in den seltensten Fällen tatsächlich gelesen werden. Eher haben sie die Funktion eines Bilderbuches für Erwachsene – bis sie rasch im Regal verschwinden und irgendwann auf Flohmärkten bzw. Sammlerportalen wieder auftauchen. Insbesondere in den vergangenen Jahren gibt es einen Wettlauf um das am schnellsten verlegte Olympiabuch; die ersten Exemplare erscheinen bereits kurz nach Ende der jeweiligen Spiele. Und auch in diesen Tagen machen sich Redaktionsteams, oftmals verstärkt durch Moderatoren-Prominenz aus dem TV-Bereich, geflissentlich daran, großformatige Bildbände über die kommenden Winterspiele in Vancouver/Kanada (12.-28. Februar 2010) zu konzipieren. 

Olympiabücher

Gunnar von der Geest sammelt Olympiabücher

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Verbindung von Sport und Politik

Dass in den dicken Wälzern indes nicht nur schöne Fotos zu betrachten sind, sondern sich auch die unterschiedlichsten Facetten der Zeitgeschichte widerspiegeln, fasziniert Gunnar von der Geest seit mehr als 35 Jahren. „Mein erstes Olympiabuch habe ich 1973 geschenkt bekommen“, berichtet der 44-jährige Diplom-Sportwissenschaftler. „Auf der einen Seite jene großartigen Momente wie die sieben Olympiasiege von US-Schwimmer Mark Spitz und die Goldmedaille der erst 16-jährigen Hochspringerin Ulrike Meyfarth. Auf der anderen Seite die große Trauer nach dem Terror-Anschlag auf das israelische Team: Diese enge Verbindung von Freud und Leid, Sport und Politik hat mich enorm beeindruckt“, erklärt er. Und auch viele Jahre später noch ist aus wenigen Sätzen viel herauszulesen: So heißt es beispielsweise im Band des DDR-Sportverlages: „Die Spiele der XX. Olympiade 1972 in München…waren ein wahrer Triumphzug des sozialistischen Sports, Ausdruck der Lebenskraft des Sozialismus.“ Und im gleichen Verlag acht Jahre später über die Boykott-Spiele von Moskau: „Dank der hervorragenden Arbeit unserer sowjetischen Freunde wurde Moskau zu einem Meilenstein Olympias, zum glanzvollsten Fest der Sportjugend der Welt.“

Neben der politischen Aussagekraft sind die Werke auch unter sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkten überaus bemerkenswert: So waren beispielsweise noch 20 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges rassistische Begriffe wie „US-Neger“ für afro-amerikanische Athleten üblich, die heute bei jedem Verlag auf dem Index stehen. Darüber hinaus bilden Olympiabücher wie kaum ein anderes Medium die Weiterentwicklung der Fotografie ab. Bis Ende der 1960er Jahre dominierte Schwarz-Weiß. Heutzutage wandert nahezu jedes farbige Bilddokument, in Windeseile mit technischen Tricks nachbearbeitet, auf digitalem Weg zwischen die Buchrücken. Was hinsichtlich der Qualität keineswegs ein Vorteil sein muss: Viele Fotos, speziell zwischen den 1920er und 1950er Jahren, zeugen davon, dass der Foto-Künstler – auch aus Kostengründen – um jedes Detail gerungen und auf den richtigen Moment gewartet hat. Da reichte es nicht, hundert Mal den Auslöser zu betätigen und darauf zu vertrauen, dass die eine oder andere Aufnahme gelungen ist…

Hohe Preise für „vorzügliche“ Bücher

Inzwischen konnte Gunnar von der Geest, der regelmäßig auch über sporthistorische Themen für Tageszeitungen und Magazine schreibt, mehr als 150 Olympia-Bücher zusammentragen. „Von den ersten Spielen der Neuzeit 1896 in Athen habe ich leider nur einen Nachdruck“, bedauert der Hamburger. „Dafür bin ich im Besitz der vier offiziellen Bewerbungsbände für die Olympischen Spiele 2000 in Berlin, die dort bekanntlich nie stattgefunden haben“, sagt er. Seine Sammlung komplettiert er ausschließlich auf Flohmärkten – oder durch „Schenkungen“. „Insbesondere ältere Bücher sind oft infolge von Feuchtigkeit oder unsachgemäßer Lagerung beschädigt“, weiß der Sammler. „Da wäre mir das Risiko bei einem Kauf übers Internet zu groß.“ Den Wert der seit mehr als 100 Jahren publizierten Olympiabücher zu beziffern, ist schwierig: Für neuzeitliche „Massenware“, die häufig mit Hilfe bekannter Autoren wie Harry Valérien, Dieter Kürten, Kristin Otto oder Heinz Florian Oertel auf den Markt gebracht worden ist, lassen sich selten höhere Preise als für gebundene Romane erzielen. Antiquariate kaufen solche Bücher zumeist gar nicht mehr an. Hochwertige Bände in „vorzüglichem Zustand“, wie die Bewertung bei Auktionen heißt, die 60 Jahre und älter sind, wechseln indes teilweise für dreistellige Eurosummen den Besitzer.

Florierender globaler Sammlermarkt

Wer sein Hobby auf Olympische Memorabilia im Allgemeinen ausweiten möchte, findet ein spannendes, aber nicht ganz billiges Sammler-Terrain vor. Denn: Die Faszination des weltweit größten Sportereignisses zieht viele Fans an. So wurde beispielsweise anlässlich einer Auktion in Düsseldorf der Amtliche Bericht (794 Seiten, roter Leineneinband mit Goldprägedruck) der Olympischen Spiele 1908 in London mit 800 Euro taxiert; eine Siegerplakette in Bronze aus Garmisch-Partenkirchen 1936 lag bei 6000 Euro, eine Fackel vom Olympischen Staffellauf nach Berlin 1936 bei 2000 Euro.
Oftmals verbergen sich auch menschliche Tragödien hinter Sammlerstücken. So sollen schon die ersten Medaillen der Spiele von Peking 2008 aus Geldmangel der siegreichen Athleten verkauft worden sein. Aber das ist eine andere Geschichte…

Olympiabücher

Dokumente der Zeitgeschichte: Für Gunnar von der Geest (44) sind Olympiabücher mehr als eine Sammelleidenschaft; die Werke bieten auch einen reichhaltigen Recherche-Fundus für seine Publikationen in Tageszeitungen und Magazinen.

Olympiabücher

Mit Prominenz zum Verkaufserfolg: Bekannte TV-Moderatoren und Ex-Sportler wie Dieter Kürten, Harry Valérien, Gerd Rubenbauer, Heinz Florian Oertel, Markus Wasmeier und Kristin Otto geben Olympiabüchern ein „Gesicht“. Die in hoher Auflage erschienenen Bildbände sind in vielen Bücherregalen – und Flohmarktkisten – zu finden.

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Die ausgefallenen Wettbewerbe von Berlin: Mit aufwändig aufbereiteten Bewerbungsunterlagen – drei Bände für die Olympischen Spiele, ein Band für die Paralympics – ging die deutsche Hauptstadt ins Rennen um die XXVII. Spiele. Am Ende erhielt Sydney den Zuschlag.

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